Architektur während des Nationalsozialismus
Das war mehr als nur die bekannten Bauwerke von Albert Speer. Eine Ausstellung einer Historikerkommission in der Akademie der Künste Berlin präsentiert die tatsächlichen Dimensionen der nationalsozialistischen Baukunst. Erfahren Sie mehr über die Ideologie, die sich in Stein manifestierte und entdecken Sie die Geschichte hinter den beeindruckenden Bauten. Besuchen Sie die Ausstellung jetzt und tauchen Sie ein in die Welt der Architektur im Nationalsozialismus.
Arbeitstitel können manchmal aussagekräftiger sein als die offiziellen Namen von Projekten. Die Ausstellung "Macht. Raum. Gewalt" über "Planen und Bauen im Nationalsozialismus" hatte intern den Titel "Mehr als Speer", der die tatsächliche Bedeutung der Architektur im Dritten Reich verdeutlicht.
Die Ausstellung der Unabhängigen Historikerkommission des Bundesbauministeriums findet genau in den Räumlichkeiten statt, die Hitlers Lieblingsarchitekt Albert Speer 1937 für seine Präsentationen von riesigen Modellen requirierte. Wolfram Pyta und sein Forschungsteam zeigen die Ergebnisse ihrer langjährigen Arbeit der breiten Öffentlichkeit.
Die Öffentlichkeit sieht die Architektur im Dritten Reich oft noch immer durch die Augen von Albert Speer, dem charismatischen und verlogenen Architekten, der als "guter Nazi" dargestellt wurde. Seine "Erinnerungen", die 1969 zum Bestseller wurden, waren typisch für Speers lockerem Umgang mit der Wahrheit. Seine Behauptungen über seine Rolle beim Bau des Berliner Olympiastadions waren frei erfunden, und seine angebliche Unkenntnis über die Judenverfolgung war eine Lüge, da er selbst einer der stärksten Antreiber antisemitischer Politik war.
Es ist also wichtig, sich von der Perspektive Speers zu befreien und die tatsächlichen Dimensionen und Hintergründe der nationalsozialistischen Architektur zu betrachten. Die faszinierenden Architekturmodelle mit ihren pseudoklassizistischen Schaufassaden verlieren an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass sie zum größten Teil nutzlose Repräsentationsarchitektur waren. Die Ausstellung "Macht. Raum. Gewalt" bietet eine einzigartige Gelegenheit, in die Welt der Architektur im Nationalsozialismus einzutauchen und mehr über die Ideologie zu erfahren, die sich in Stein manifestierte.
Das Planen und Bauen im Nationalsozialismus war geprägt von megalomanen Ideen, wie dem geplanten „Deutschen Stadion“ in Nürnberg, das Platz für 400.000 Menschen bieten sollte. Allerdings hätten die Zuschauer auf den Tribünen kaum etwas erkennen können, wie ein Probeaufbau zeigte. Stattdessen wurden in der Realität vor allem Geschosswohnungsbauten errichtet, um Mitgliedern der „Volksgemeinschaft“ Unterkunft zu bieten. Dabei wurde die Ideologie des Regimes auch durch die Architektur manifestiert und Menschen wurden zum Material.
In der Ausstellung wird jedoch auch auf ähnliche Entwicklungen in anderen Ländern wie den USA und in der Sowjetunion eingegangen. Dabei wird deutlich, dass das Menschenbild und die architektonischen Ideen nicht unbedingt an eine bestimmte politische Ausrichtung gebunden sind. Auch die Bauten des Faschismus in Italien nehmen eine eigenwillige Zwischenstellung ein, da sie ästhetisch oft hochwertiger sind, aber dennoch denselben Ungeist atmen. Die Ausstellung beleuchtet somit auch die historische und kulturelle Kontextualisierung von Architektur und wie sie politische Ideologien widerspiegelt.
Einerseits wurde die Struktur selbst verantworteten genossenschaftlichen Bauens praktisch zerstört und durch zentralistisch organisierte Bürokratie ersetzt. Andererseits setzten zumindest anfangs NS-Ideologen ein völlig unsinniges Ideal künftigen Bauens durch: Einzelhäuschen mit Steildächern. Das verteuerte den Wohnraum massiv und hätte gewaltige Flächen verbraucht. Schon nach kurzer Zeit wurden in der Realität andere Ziele umgesetzt: Geschosswohnungsbau in quasi-industrialisierter Weise. So entstanden nun Unterkünfte für Mitglieder der „Volksgemeinschaft“, die sich wesentlich durch Ausgrenzung definierte: Aus Menschen wurde so auch durch Architektur schlicht Menschenmaterial.
Die Ausstellung "Planen und Bauen im Nationalsozialismus" zeigt auf, wie sich das Planen und Bauen während der NS-Zeit entwickelte. Der Wohnungsbau war schon durch die Weltwirtschaftskrise stark beeinträchtigt und brach nach 1933 noch weiter ein. Die zentralistisch organisierte Bürokratie zerstörte die Struktur des genossenschaftlichen Bauens. Zunächst setzten NS-Ideologen auf ein unsinniges Ideal künftigen Bauens, nämlich Einzelhäuschen mit Steildächern, was den Wohnraum massiv verteuerte und zu einem enormen Flächenverbrauch führte. Doch schon bald wurden andere Ziele umgesetzt: Geschosswohnungsbau in quasi-industrialisierter Weise. So entstanden Unterkünfte für Mitglieder der "Volksgemeinschaft", die sich durch Ausgrenzung definierte und bei denen Menschen durch Architektur zu schlichtem Menschenmaterial wurden. Die Ausstellung beleuchtet
Die Ausstellung behandelt die Entwicklung der Architektur im Nationalsozialismus sowie vergleichbare Entwicklungen in anderen Ländern. Die modernistischen „Wohnmaschinen“ von Le Corbusier und Projekte wie die Feriensiedlung Prora auf Rügen haben ein ähnliches Menschenbild zugrunde gelegt. Es gibt auch Bauten aus den 1930er Jahren in den USA, die problemlos im nationalsozialistischen Deutschland gebaut werden könnten. Die Ausstellung befasst sich auch mit den architektonischen Versuchen des Stalinismus und den Bauten des Faschismus in Italien. Die heutige Akademie der Künste am Pariser Platz ist auf historischen Sälen des alten Akademiegebäudes entstanden, in denen Speer Ende der 1930er Jahre seine Modelle aufbaute. Die Ausstellungskuratoren behandeln hier den Tiefpunkt des Themas Bauen im Nationalsozialismus: die Lager. Obwohl es während des Nationalsozialismus in Deutschland und dem deutsch besetzten Teil Europas weit über tausend Konzentrations- und Mordlager gab, machten sie nur einen kleinen Teil aller Lager aus. Die Zahl der meist aus denselben Typen von Baracken errichteten Kriegsgefangenen-, Fremd- und Zwangsarbeiterquartiere war noch viel größer. Die Fülle wird unübersehbar, wenn man die freiwillig benutzten Lager für Hitlerjugend, Deutsche Arbeitsfront und alle anderen NS-Organisationen hinzunimmt. Trotz der unterschiedlichen Einrichtungen war ihnen allen eine antiindividualistische Ausrichtung gemein.